Kermani-Affäre: Die Revanche der Funktionäre
clipped from de.qantara.de Die respektlose und unhöfliche Ausladung Navid Kermanis war die Revanche der Funktionäre am Intellekt, das Veto der bürokratischen Verwaltung eines christlichen Erbes auf einem religiösen Ideenmarkt Zum Problem werden Funktionäre, wo sie sich als Geschäftsführer des Geistes aufspielen und Organisationsmacht in Kontrolle und Zensur ausartet.
Kermanis inkriminierte Kreuzesbetrachtung hat diese Kriterien mustergültig erfüllt. Man las den Artikel mit angehaltenem Atem, bei zweitem Lesen erschloss sich seine ganze intellektuelle Wucht, danach verteilte man ihn an Studierende der Theologie und aller anderen Fakultäten. |
Das Kultur- und Kirchenestablishment mag keine Außenseiter und Neulinge.
Das gilt auch für das Triumvirat der islamischen Dachverbände, die sich bestens germanisiert haben: Intellektuelle sind ihnen suspekt, ihr Tonfall ist überwiegend Larmoyanz. Die Verkirchlichung und Verstaatlichung des Islam hat somit Fortschritte gemacht, und sie bezieht ironischerweise selbst die Kritiker des politischen Islam ein, wenn sie behaupten: "Der Islam ist nicht integrierbar!" Eben diese Anmaßung, zu wissen, was die "wahre Religion" ist, kennt man von Fundamentalisten aller Couleur.
Der interreligiöse Dialog ist nur von Kardinal Lehmann, Kirchenpräsident i.R. Steinacker und Ministerpräsident Koch dispensiert worden. Wir können ihn erleichtert weiterführen [...]. Dieser Dialog bezieht Agnostiker und Häretiker selbstverständlich ein.