Kurt Tucholsky: Der Mensch

Heinz Reincke (1925-2011)

Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion. Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird.

Der Mensch wird auf natürlichem Wege hergestellt, doch empfindet er dies als unnatürlich und spricht nicht gern davon. Er wird gemacht, hingegen nicht gefragt, ob er auch gemacht werden wolle.

Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen, sowie Kultur, Kunst und Wissenschaft. Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören. Man könnte den Menschen geradezu als ein Wesen definieren, das nie zuhört. Wenn er weise ist, tut er damit recht: denn Gescheites bekommt er nur selten zu hören. Sehr gern hören Menschen: Versprechungen, Schmeicheleien, Anerkennungen und Komplimente. Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich, immer drei Nummern gröber zu verfahren als man es gerade noch für möglich hält. Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die anderen auch nicht.

Um sich auf einen Menschen zu verlassen, tut man gut, sich auf ihn zu setzen; man ist dann wenigstens für diese Zeit sicher, dass er nicht davonläuft. Manche verlassen sich auch auf den Charakter.

Der Mensch zerfällt in zwei Teile:

In einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft diese am sichersten dadurch hervor, dass man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab. Der Mensch ist ein pflanzen- und fleischfressendes Wesen; auf Nordpolfahrten frisst er hier und da auch Exemplare seiner eigenen Gattung; doch wird das durch den Faschismus wieder ausgeglichen. Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen hasst die anderen Klumpen, weil sie die anderen sind, und hasst die eigenen, weil sie die eigenen sind. Den letzteren Hass nennt man Patriotismus.

Jeder Mensch hat eine Leber, eine Milz, eine Lunge und eine Fahne; sämtliche vier Organe sind lebenswichtig. Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben; Menschen ohne Fahne gibt es nicht. Schwache Fortpflanzungstätigkeit facht der Mensch gern an, und dazu hat er mancherlei Mittel: den Stierkampf, das Verbrechen, den Sport und die Gerichtspflege.

Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden. Doch hat noch niemand sich selber beherrscht; weil der opponierende Sklave immer mächtiger ist als der regierungssüchtige Herr. Jeder Mensch ist sich selber unterlegen.

Wenn der Mensch fühlt, dass er nicht mehr hinten hoch kann, wird er fromm und weise; er verzichtet dann auf die sauren Trauben der Welt. Dieses nennt man innere Einkehr. Die verschiedenen Altersstufen des Menschen halten einander für verschiedene Rassen: Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.

Der Mensch möchte nicht gern sterben, weil er nicht weiß, was dann kommt. Bildet er sich ein, es zu wissen, dann möchte er es auch nicht gern; weil er das Alte noch ein wenig mitmachen will. Ein wenig heißt hier: ewig.

Im übrigen ist der Mensch ein Lebewesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe, aber dann ist er tot.

Neben den Menschen gibt es noch Sachsen und Amerikaner, aber die haben wir noch nicht gehabt und bekommen Zoologie erst in der nächsten Klasse.


Kurt Tucholsky als Kaspar Hauser, Weltbühne 24, 16.06.1931

Kurt Tucholsky: Wo kommen die Löcher im Käse her?

Heinz Reincke (1925-2011

Wenn abends wirklich einmal Gesellschaft ist, bekommen die Kinder vorher zu essen. Kinder brauchen nicht alles zu hören, was Erwachsene sprechen, und es schickt sich auch nicht, und billiger ist es auch. Es gibt belegte Brote; Mama nascht ein bißchen mit, Papa ist noch nicht da.

»Mama, Sonja hat gesagt, sie kann schon rauchen – sie kann doch noch gar nicht rauchen!« – »Du sollst bei Tisch nicht reden.« – »Mama, guck mal die Löcher in dem Käse!« – Zwei Kinderstimmen, gleichzeitig: »Tobby ist aber dumm! Im Käse sind doch immer Löcher!« Eine weinerliche Jungenstimme: » Na ja – aber warum? Mama! Wo kommen die Löcher im Käse her?« – »Du sollst bei Tisch nicht reden!« – »Ich möcht aber doch wissen, wo die Löcher im Käse herkommen!« – Pause. Mama: »Die Löcher ... also ein Käse hat immer Löcher, da haben die Mädchen ganz recht! ... ein Käse hat eben immer Löcher.« – »Mama! Aber dieser Käse hat doch keine Löcher! Warum hat der keine Löcher? Warum hat der Löcher?« – »Jetzt schweig und iß. Ich hab dir schon hundertmal gesagt, du sollst bei Tisch nicht reden! Iß!« – »Bwww –! Ich möcht aber wissen, wo die Löcher im Käse ... aua, schubs doch nicht immer ... !« Geschrei. Eintritt Papa.

»Was ist denn hier los? Gun Ahmt!« – »Ach, der Junge ist wieder ungezogen!« – »Ich bin gah nich ungezogen! Ich will nur wissen, wo die Löcher im Käse herkommen. Der Käse da hat Löcher, und der hat keine –!« Papa: »Na, deswegen brauchst du doch nicht so zu brüllen! Mama wird dir das erklären!« – Mama: »Jetzt gib du dem Jungen noch recht! Bei Tisch hat er zu essen und nicht zu reden!« – Papa: »Wenn ein Kind was fragt, kann man ihm das schließlich erklären! Finde ich.« – Mama: »Toujours en présence des enfants! Wenn ich es für richtig finde, ihm das zu erklären, werde ich ihm das schon erklären. Nu iß!« – »Papa, wo doch aber die Löcher im Käse herkommen, möcht ich doch aber wissen!« – Papa: »Also, die Löcher im Käse, das ist bei der Fabrikation; Käse macht man aus Butter und aus Milch, da wird er gegoren, und da wird er feucht; in der Schweiz machen sie das sehr schön – wenn du groß bist, darfst du auch mal mit in die Schweiz, da sind so hohe Berge, da liegt ewiger Schnee darauf – das ist schön, was?« – »Ja. Aber Papa, wo kommen denn die Löcher im Käse her?« – »Ich habs dir doch eben erklärt: die kommen, wenn man ihn herstellt, wenn man ihn macht.« – »Ja, aber ... wie kommen denn die da rein, die Löcher?« – »Junge, jetzt löcher mich nicht mit deinen Löchern und geh zu Bett! Marsch! Es ist spät!« – »Nein! Papa! Noch nicht! Erklär mir doch erst, wie die Löcher im Käse ... « Bumm. Katzenkopf. Ungeheuerliches Gebrüll. Klingel.

Onkel Adolf. »Guten Abend! Guten Abend, Margot – 'n Ahmt – na, wie gehts? Was machen die Kinder? Tobby, was schreist du denn so?« – »Ich will wissen ... « – »Sei still ... !« – »Er will wissen ... « – »Also jetzt bring den Jungen ins Bett und laß mich mit den Dummheiten in Ruhe! Komm, Adolf, wir gehen solange ins Herrenzimmer; hier wird gedeckt!« – Onkel Adolf: »Gute Nacht! Gute Nacht! Alter Schreihals! Nu hör doch bloß mal ... ! Was hat er denn?« – »Margot wird mit ihm nicht fertig – er will wissen, wo die Löcher im Käse herkommen, und sie hats ihm nicht erklärt.« – »Hast dus ihm denn erklärt?« – »Natürlich hab ichs ihm erklärt.« – »Danke, ich rauch jetzt nicht – sage mal, weißt du denn, wo die Löcher herkommen?« – »Na, das ist aber eine komische Frage! Natürlich weiß ich, wo die Löcher im Käse herkommen! Die entstehen bei der Fabrikation durch die Feuchtigkeit ... das ist doch ganz einfach!« – »Na, mein Lieber ... da hast du dem Jungen aber ein schönes Zeugs erklärt! Das ist doch überhaupt keine Erklärung!« – »Na, nimm mirs nicht übel – du bist aber komisch! Kannst du mir denn erklären, wo die Löcher im Käse herkommen?« – »Gott sei Dank kann ich das.« – »Also bitte.«

»Also, die Löcher im Käse entstehen durch das sogenannte Kaseïn, was in dem Käse drin ist.« – »Das ist doch Quatsch.« – »Das ist kein Quatsch.« – »Das ist wohl Quatsch; denn mit dem Kaseïn hat das überhaupt nichts zu ... gun Ahmt, Martha, gun Ahmt, Oskar ... bitte, nehmt Platz. Wie gehts? ... überhaupt nichts zu tun!«

»Was streitet ihr euch denn da rum?« – Papa: »Nu bitt ich dich um alles in der Welt; Oskar! du hast doch studiert und bist Rechtsanwalt: haben die Löcher im Käse irgend etwas mit Kaseïn zu tun?« – Oskar: »Nein. Die Käse im Löcher ... ich wollte sagen: die Löcher im Käse rühren daher ... also die kommen daher, dass sich der Käse durch die Wärme bei der Gärung zu schnell ausdehnt!« Hohngelächter der plötzlich verbündeten reisigen Helden Papa und Onkel Adolf. »Haha! Hahaha! Na, das ist eine ulkige Erklärung! Der Käse dehnt sich aus! Hast du das gehört? Haha ... !«

Eintritt Onkel Siegismund, Tante Jenny, Dr. Guggenheimer und Direktor Flackeland. Großes »Guten Abend! Guten Abend! – ... gehts? ... unterhalten uns gerade ... sogar riesig komisch ... ausgerechnet Löcher im Käse! ... es wird gleich gegessen ... also bitte, dann erkläre du –!«

Onkel Siegismund: »Also – die Löcher im Käse kommen daher, dass sich der Käse bei der Gärung vor Kälte zusammenzieht!« Anschwellendes Rhabarber, Rumor, dann großer Ausbruch mit voll besetztem Orchester: »Haha! Vor Kälte! Hast du schon mal kalten Käse gegessen? Gut, dass Sie keinen Käse machen, Herr Apolant! Vor Kälte! Hähä!« – Onkel Siegismund beleidigt ab in die Ecke.

Dr. Guggenheimer: »Bevor man diese Frage entscheiden kann, müssen Sie mir erst mal sagen, um welchen Käse es sich überhaupt handelt. Das kommt nämlich auf den Käse an!« Mama: »Um Emmentaler! Wir haben ihn gestern gekauft ... Martha, ich kauf jetzt immer bei Danzel, mit Mischewski bin ich nicht mehr so zufrieden, er hat uns neulich Rosinen nach oben geschickt, die waren ganz ... « Dr. Guggenheimer: »Also, wenn es Emmentaler war, dann ist die Sache ganz einfach. Emmentaler hat Löcher, weil er ein Hartkäse ist. Alle Hartkäse haben Löcher.«

Direktor Flackeland: »Meine Herren, da muß wohl wieder mal ein Mann des praktischen Lebens kommen ... die Herren sind ja größtenteils Akademiker ... « (Niemand widerspricht.) »Also, die Löcher im Käse sind Zerfallsprodukte beim Gärungsprozeß. Ja. Der ... der Käse zerfällt, eben ... weil der Käse ... « Alle Daumen sind nach unten gerichtet, das Volk steht auf, der Sturm bricht los. »Pö! Das weiß ich auch! Mit chemischen Formeln ist die Sache nicht gemacht!« Eine hohe Stimme: »Habt ihr denn kein Lexikon –?«

Sturm auf die Bibliothek. Heyse, Schiller, Goethe, Bölsche, Thomas Mann, ein altes Poesiealbum – wo ist denn ... richtig!

GROBKALK BIS KERBTIERE

Kanzel, Kapital, Kapitalertragssteuer, Karbatsche, Kartätsche, Karwoche, Käse –! »Laß mich mal! Geh mal weg! Pardon! Also:

›Die blasige Beschaffenheit mancher Käsesorten rührt her von einer Kohlensäureentwicklung aus dem Zucker der eingeschlossenen Molke.‹« Alle, unisono: »Hast es. Was hab ich gesagt?« ... »›eingeschlossenen Molke und ist ... ‹ wo geht denn das weiter? Margot, hast du hier eine Seite aus dem Lexikon rausgeschnitten? Na, das ist doch unerhört – wer war hier am Bücherschrank? Sind die Kinder ... ? Warum schließt du denn den Bücherschrank nicht ab?« – »Warum schließt du den Bücherschrank nicht ab ist gut – hundertmal hab ich dir gesagt, schließ du ihn ab – « – »Nu laßt doch mal: also wie war das? Ihre Erklärung war falsch. Meine Erklärung war richtig.« – »Sie haben gesagt, der Käse kühlt sich ab!« – » Sie haben gesagt, der Käse kühlt sich ab – ich hab gesagt, dass sich der Käse erhitzt!« – »Na also, dann haben Sie doch nichts von der kohlensauren Zuckermolke gesagt, wie da drinsteht!« – »Was du gesagt hast, war überhaupt Blödsinn!« – »Was verstehst du von Käse? Du kannst ja nicht mal Bolles Ziegenkäse von einem alten Holländer unterscheiden!« – »Ich hab vielleicht mehr alten Holländer in meinem Leben gegessen wie du!« – »Spuck nicht, wenn du mit mir sprichst!« Nun reden alle mit einemmal.

Man hört:

– »Betrag dich gefälligst anständig, wenn du bei mir zu Gast bist ... !« – »saurige Beschaffenheit der Muckerzolke ... « – »mir überhaupt keine Vorschriften zu machen!« ... »Bei Schweizer Käse – ja! Bei Emmentaler Käse – nein! ... « – »Du bist hier nicht bei dir zu Hause! hier sind anständige Leute ... « – »Wo denn –?« – »Das nimmst du zurück! Das nimmst du sofort zurück! Ich lasse nicht in meinem Hause meine Gäste beleidigen – ich lasse in meinem Hause meine Gäste nicht beleidigen! Du gehst mir sofort aus dem Haus!« – »Ich bin froh, wenn ich raus bin – deinen Fraß brauche ich nicht!« – »Du betrittst mir nicht mehr meine Schwelle!« – »Meine Herren, aber das ist doch ... !« – »Sie halten überhaupt den Mund – Sie gehören nicht zur Familie! ... « – »Na, das hab ich noch nicht gefrühstückt!« – »Ich als Kaufmann ... !« – »Nu hören Sie doch mal zu: Wir hatten im Kriege einen Käse – « – »Das war keine Versöhnung! Es ist mir ganz egal, und wenn du platzt: Ihr habt uns betrogen, und wenn ich mal sterbe, betrittst du nicht mein Haus!« – »Erbschleicher!« – »Hast du das –!« – »Und ich sag es ganz laut, damit es alle hören: Erbschleicher! So! Und nu geh hin und verklag mich!« – »Lümmel! Ein ganz fauler Lümmel, kein Wunder bei dem Vater!« – »Und deine? Wer ist denn deine? Wo hast du denn deine Frau her?« – »Raus! Lümmel!« – »Wo ist mein Hut? In so einem Hause muß man ja auf seine Sachen aufpassen!« – »Das wird noch ein juristisches Nachspiel haben! Lümmel! ... « – »Sie mir auch –!«

In der Türöffnung erscheint Emma, aus Gumbinnen, und spricht: »Jnädje Frau, es is anjerichtet –!«

 

4 Privatbeleidigungsklagen. 2 umgestoßene Testamente. 1 aufgelöster Soziusvertrag. 3 gekündigte Hypotheken. 3 Klagen um bewegliche Vermögensobjekte: ein gemeinsames Theaterabonnement, einen Schaukelstuhl, ein elektrisch heizbares Bidet. 1 Räumungsklage des Wirts.

Auf dem Schauplatz bleiben zurück ein trauriger Emmentaler und ein kleiner Junge, der die dicken Arme zum Himmel hebt und, den Kosmos anklagend, weithinhallend ruft:

»Mama! Wo kommen die Löcher im Käse her –?«

 

 

Kurt Tucholsky als Peter Panter, Vossische Zeitung, 29.08.1928

♫ L.S.E.: Sein lassen

Der Schträäß, den eine Mutter mit zwei kleinen Kindern im Supermarkt haben kann, auf Ripoarisch :)

Verehrte Kunden, wir bitten einen Moment um Ihre Aufmerksamkeit.
Im Hummerbecken unserer Feinkostabteilung ist ein kleiner Junge vorgefunden worden.
Er ist mit einem gelben Gießkännchen bekleidet und hört auf den Namen Ralf.
Die Eltern werden gebeten, sich zu melden.

Ralf, mich triff der Schlach, der Ralf!
Dat kann nur unsere Ralf sein.
Hummerbecken?
Dat es unsere Ralf!

Ja, hör mal, Birgit, wo is deine kleine Bruder?
Ich hab' jesacht, du solls en doch nich loslasse, wie is das jekommen?
Was bist du da am Kauen, wat has du da jenommen?
Sach, wie is dann dä Ralf an der Hummer dran jekommen?

Wie, du weiß dat nit, du bis da jarnich beijewesen, was?
Dat darf doch wohl nich wahr sein!
Ich hab' dir doch jesacht, du solls doch auf den aufpassen!
Du weiß doch wie der is, wenn der allein irjentwo dran jeht,
dat dann alles am Ende is!

Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst es sein lassen!
Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst es sein lassen!

Dä schnapp ich m'r jetz!
Hör e mal, Ralf. Kommen Se mal her!
Jeben se m'r mal den Jungen, also Ralf!
Wat häste do jemat, wat hät dä jesat?
Minge Klein soll do dä Hummer anjepack han?

Sie sin he verantwortlich!
Wenn dä Jung ertrunken wär!
Saren Se jetz nich, dat wär so nich,
weil, anderfalls Prozess am Hals!

Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst es sein lassen!
Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst es sein lassen!

Nä, ihr quält mich aber auch heut'!
Leeven Ralf, wie krieje ich dich drüch?
Do bes jo klätschenass un stinks wie 'ne Fesch!
Wat soll ich dann nur mache, ich krieje he nit de Kurv!
Stommer he en dä Feinkostabteilung vun däm Doof!

Och, komm Birgitlein, jetz jehste mal da
in die Wäscheabteilung 'rein.
Da, wo der Stapel mit der Handtücher ist,
jehste da hin un ziehste eins 'raus.

Aber nein, nich eso, nich da von unten die!
Aber nich die, dat darf doch nich wahr sein! Birgit!

Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst es sein lassen!
Ich habe dir schon tausendmal gesagt, du sollst es sein lassen!

Jib dat Handtuch her, jib et her! Is jut, du brauchs nich zu weinen!
So, jetz han ich dat jepack.
Leeven Jott, leeven Jott.
Ävver nä, ich wollt doch noch jet enkaufe, enkaufe.
Jo wo es dä Waren, jo wo es ming Täsch?
Wo han ich dann mi' Portmonnee, mi
Portmonnee es weg!
Ralf! Ich habe dir schon tausendmal gesagt …
Wo bes du mit dem Waren hinjefahren?
Du sollst es doch sein lassen! Ralf!
Jetzt es et Jeld fott! Nä!

Birgit, Birgit, Birgit bliev he!
Nä, nich die Milch, nich die Milch, nich die … Biirgiiiit!

Nä, dat schleit m'r op d'r Mare.
Wenn ich dat ührem Papa sare,
kutt er ohne Esse en et Bett
un wed em Keller anjekett.

















Ohnsorg


Die Schmidts

Dokumentation "Wir Schmidts" vom 25.02.2009 (ARD)





♫ Für Japan

Johannes Vogel: Fukushima-Requiem für Chor und Orchester

 Keiko Yokoyama, soprano
Masako Teshima, mezzo-soprano
Satoshi Nishimura, tenor
Eijiro Kai, baritone
Choir of the 10000 from Osaka and Sendai
Suntory Orchestra of the 10000
Sendai Philharmonic Orchestra
Yutaka Sado, conductor
The performance of "Daiku", "The Ninth", Beethoven's 9th Symphony with 10000 (amateur) chorus singers is a Japanese highlight every year in the end of December. Here is the last movement, recorded at the 2011 concert in Osaka, this year dedicated especially to the memory of the victims of the desastrous tsunami in March. 

♫ Jean Sibelius: Luonnotar, op. 70

Olipa impi, ilman tyttö
- There was a beautiful maiden of the air,
Kave Luonnotar korea.
- Luonnotar, a daughter of nature,
Ouostui elämätään,
- who grew tired of her life,
Aina, yksin ollessansa avaroilla autioilla.
- of always being alone in the vast plains of the sky.
Laskeusi lainehille,
- She descended into the sea,
Aalto impeä ajeli.
- where the waves impregnated her.
Vuotta seitsemän sataa
- For seven hundred years
Vieri impi veen emona
- she drifted about as the water mother,
Uipi luotehet, etelät
- swimming north-west, swimming south,
Uipi kaikki ilman rannat.
- to all the shores under the skies.
Tuli suuri tuulen puuska
- Then a tremendous gust of wind
Meren kouhuille kohotti.
- threw her up on the foamy waves.
Voi, poloinen, päiviäni!
- Oh, poor me, and my life!
Parempi olisi ollut ilman impenä elää.
- It would have been better to remain the Virgin of the Air.
Oi, Ukko, ylijumala, käy tänne
- O, mighty Ukko, supreme god, pass here by the one
kutsuttaissa!
- who implores you!
Tuli sotka, suora lintu,
- A gull appeared, an agile bird.
Lenti kaikki ilman rannat
- It flew to all the shores of the skies,
Lenti luotehet, etelät
- it flew north-west, it flew south,
Ei löyä pesänsioa.
- unable to find a place for nesting.
Ei! Ei! Ei!
- No! No! No!
Teenkö tuulehem tupani, alloillen
- Must I build my house in the wind, my living quarters on
asuinsiani?
- the waves?
Tuuli kaatavi, tuuli kaatavi,
- The wind would knock down my house,
Aalto viepi asuinsiani.
- the waves would carry away my nest.
Niin silloin veen emonen
- At that moment the water mother
Nosti polvea lainehesta.
- lifted her knee out of the waves.
Siihen sorsa laativi pesänsä
- There the gull made its nest,
Alkoi hautoa.
- and started hatching.
Impi tuntevi tulistuvaksi
- The maiden felt an ardent fire
Järkytti jäsenehensä.
- shaking her limbs.
Pesä vierähti vetehen
- the nest fell into the water
Katkieli kappaleiksi
- and broke into pieces.
Muuttuivat munat kaunoisiksi
- But the eggs changed into things of beauty:
Munasen yläinen puoli
- the top of the shell
Yläiseksi taivahaksi,
- became the firmament;
Yläpuoli valkeaista
- the upper part of the egg white
Kuuksi kummottamahan;
- the shining moon;
Mi kirjavaista tähiksi taivaalle,
- and the speckles turned into stars in the sky,
Ne tähiksi taivaalle.
- stars in the sky.