Reinhard Mey - Mein Apfelbäumchen

Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll,
so viel Gedanken, und mein Herz ist übervoll,
so viel Gefühle drängen sich zur selben Zeit:
Freude und Demut und Dankbarkeit.

Im Arm der Mutter, die dich schweigend hält,
blinzelst du vorsichtig ins Licht der Welt,
in deinen ersten Morgen, und ich denk':
dies ist mein Kind, welch ein Geschenk!

Wenn alle Hoffnungen verdorr'n,
mit dir beginn' ich ganz von vorn,
und Unerreichbares erreichen, ja ich kann's!
Du bist das Apfelbäumchen, das ich pflanz'!

Sieh dich um, nun bist du ein Teil der Welt,
die sich selbst immerfort in Frage stellt,
wo Menschen ihren Lebensraum zerstör'n,
beharrlich jede Warnung überhör'n.

Ein Ort der Widersprüche, arm und reich,
voll bitt'rer Not und Überfluss zugleich,
ein Ort der Kriege, ein Ort voller Leid,
wo Menschen nichts mehr fehlt, als Menschlichkeit!

Wenn alle Hoffnungen verdorr'n [...]

Du bist ein Licht in ungewisser Zeit,
ein Ausweg aus der Ausweglosigkeit,
wie ein Signal, den Weg weiterzugeh'n,
Herausforderung weiter zu besteh'n.

Wo vieles voller Zweifel, manches zum Verzweifeln ist,
da macht ein Kind, dass du alle Zweifel vergisst.
Es sind in einer Welt, die ziel- und ratlos treibt,
die Kinder doch die einz'ge Hoffnung, die uns bleibt!

Wenn alle Hoffnungen verdorr'n [...]

Marica Bodrožic': Ein Kolibri kam unverwandelt

Ein Kolibri kam unverwandelt

in die Gattung der Träume hinein,

sah sich um, sah die dort vorhandenen

Menschen, malte seine Flügel blau und sagte

zu den Zweibeinigen: ich bin der Himmel.

Die Farbe sprach dafür.

Aber die Leute hatten keine Beweise.

Also schwiegen sie feige um die Schönheit

herum, gaben vor, Diplomatie zu betreiben.

Sie rechneten, betrieben Kalkulation

und teilten am Ende dem Kolibri mit,

man habe beschlossen, Farbe,

das sei Illusion. Der Vogel staunte,

er lernte das Staunen unvermittelt

von den Menschen, flog zu den lila Blüten,

setzte sich hin und packte sein Zauberbuch aus.

Dann blätterte er einige Mal hin und her,

verwandelte sich in einen Schmetterling,

malte seine Flügel blau und sagte

zu den Menschen: ich bin der Himmel.

Die Farbe sprach dafür.

Aber die neuen Kinder hatten keine Träume mehr.

Sie nahmen das sprechende Wunder

zwischen die Finger. Und erst der Staub

rief sie ins Staunen. Der Schmetterling

wurde unterdessen gelb, flog in die Urgegend

der Bilder, ruhte auf den reifenden Zitronen,

wurde ein Kolibri, kam unverwandelt

in die Gattung der Träume hinein,

sah sich um, sah die dort vorhandenen

Menschen, und hatte Geduld.

 

Fuso subito

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Matthias Claudius: Abendlied

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.
   
Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor Dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn Du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!
   
So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

Matthias Claudius, 1740-1815

Classic_Meets_Cuba.mp3 Listen on Posterous

Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800) (Lieder im Volkston,bey dem Claviere zu singen, 1790), hier mit kubanischem Hintergrund musiziert von Klazz Brothers and Cuba Percussion; Münchner Rundfunkorchester, Roger Epple

Interview mit Hamid Dabashi - ''Die Idee der Demokratie wird jetzt von anderen neu definiert''

Demonstranten in Kairo verlangen im Februar 2011 den Regimewechsel; Foto: AP

24.05.2011
Interview mit Hamid Dabashi
''Die Idee der Demokratie wird jetzt von anderen neu definiert''

Nach Ansicht des amerikanisch-iranischen Intellektuellen Hamid Dabashi gehen die USA und Europa, aber auch der Iran und seine Verbündeten als Verlierer aus der geopolitischen Neuordnung hervor, die die arabischen Revolutionen ausgelöst haben. Miriam Shabafrouz sprach mit ihm in London.

Von welchen politischen Kräften gehen Gefahren für die demokratischen Bewegungen in den arabischen Ländern aus?

Hamid Dabashi: Die größte Gefahr geht von den Kräften aus, die durch die demokratischen Aufstände an Einfluss verlieren werden. Das sind die Vereinigten Staaten, die Europäische Union, vor allem die NATO, Israel und mittelalterliche arabische Potentaten wie Saudi-Arabien. Doch auch die Islamische Republik Iran, die auf den ersten Blick ein Gegner der USA und ihrer regionalen und europäischen Alliierten zu sein scheint, gehört zu den Verlierern. Letztendlich ist sie Teil desselben politischen Vokabulars, derselben Geopolitik. Die Islamische Republik hat in der Region durch die imperialistische Abenteuer der USA und ihrer Verbündeten zunehmend an Macht gewonnen. So wird nicht nur Iran als Verlierer der gegenwärtigen Umbrüche eine Bedrohung für die demokratischen Bewegungen darstellen, sondern auch seine drei Verbündeten: die Hamas, Hisbollah und die Mahdi-Armee von Muqtada as-Sadr im Irak. Es ist meiner Meinung nach kein Zufall, dass sich die Hamas unter Einfluss der demokratischen Aufstände der Fatah angenähert hat, und die Fatah versucht, eine authentischere, umfassendere, basisdemokratischere Haltung anzunehmen.

Wogegen richten sich die Aufstände?

Hamid Dabashi; Foto: DW/Jaras
"Nicht nur Iran als Verlierer der geopolitischen Neuordnung wird eine Bedrohung für die demokratischen Bewegungen darstellen, sondern auch seine drei Verbündeten: die Hamas, Hisbollah und die Mahdi-Armee von Muqtada as-Sadr im Irak", sagt Hamid Dabashi.
Dabashi: In einem Essay, den ich vor zwei Monaten für Al Jazeera geschrieben habe, habe ich die Aufstände als verspäteten Widerstand bezeichnet. Es sind alles post-koloniale Gesellschaften, von Marokko bis Syrien, denen eine Art von innerstaatlicher Tyrannei, die nach Ende des europäischen Kolonialismus entstand, gemeinsam ist. Es sind falsche und künstliche postkoloniale Staaten. Die besten Beispiele sind Gaddafi oder Mugabe. Schauen Sie sich diese Tyrannen an, die sich selbst als anti-kolonial darstellen und vierzig Jahre lang ihre Länder ausgebeutet haben ohne den leisesten Anschein von demokratischen Institutionen oder Wandel. In diesen Teilen der Welt revoltieren die Menschen erstens: gegen den Kolonialismus, der diese Bedingungen hervorgebracht hat, zweitens: gegen die innerstaatlichen Tyranneien, die die koloniale Vergangenheit geerbt haben, und drittens: gegen das derzeitige imperialistische Projekt, das den gesamten Globus lenken will. Die Tatsache, dass diese Revolten stattfinden, ist eine Konsequenz des dysfunktionalen globalen Kapitalismus, der systematisch Armut produziert.

Sehen Sie Verbindungen zwischen der Grünen Bewegung in Iran und den Revolten in den arabischen Ländern?

Dabashi: Es interessiert mich nicht, wer wen beeinflusst hat. Im Juli 2009, kurz nach den Präsidentschaftswahlen in Iran, habe ich in einem Interview mit Al Jazeera gesagt: Wäre ich in einer Machtposition in einem Land von Marokko bis Syrien, würde ich die Geschehnisse in Iran sehr aufmerksam verfolgen. Damit meinte ich, dass der demographische Wandel in Iran identisch mit dem demographischen Wandel in der gesamten arabischen Welt ist. Wir sprechen über eine junge Bevölkerung. Sie ist jung aufgrund einer sinkenden Kindersterblichkeit ohne einen entsprechenden Anstieg in der Lebenserwartung. Eine junge Bevölkerung, die keine Zukunft in ihrem Land hat, die genug davon hat, erniedrigt und von der globalen Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Sie wollen nicht auswandern, um dann noch mehr Anfeindungen und Rassismus in Europa und Nordamerika zu erfahren, sie wollen ihre Gesellschaften zurückgewinnen, ihre Kultur, ihre Politik.

Green Movement in Iran; Foto: Mehr
Verspäteter Widerstand: "Es sind alles post-koloniale Gesellschaften, von Marokko bis Syrien, denen eine Art von innerstaatlicher Tyrannei, die nach Ende des europäischen Kolonialismus entstand, gemeinsam ist. Es sind falsche und künstliche postkoloniale Staaten. Die Tatsache, dass diese Revolten stattfinden, ist auch eine Konsequenz des dysfunktionalen globalen Kapitalismus, der systematisch Armut produziert", meint Dabashi.
Demzufolge sind die Ereignisse von 2009 in Iran und die derzeitigen Proteste in der arabischen Welt eher der identische Ausdruck einer ähnlichen sozialen, ökonomischen und politischen Umwelt, als dass das eine das andere beeinflusst. Vor diesem Hintergrund gibt es aber auch keinen Zweifel, dass die Ereignisse von 2009/2010 in Iran an ein globales Publikum gerichtet waren. Junge Araber haben sie gesehen, wie andere junge Menschen auf der Welt auch. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass dies eine Inspiration für junge arabische Männer und Frauen war, in ihren Ländern das zu tun, was zuvor die Iraner unternommen hatten. Dennoch würde ich dies nicht als direkten Einfluss sehen, sondern vielmehr als Inspiration.

Was war neu und inspirierend an der Grünen Bewegung, außer den Kommunikationsmitteln?

Dabashi: Als die Präsidentschaftswahlen 2009 in Iran anstanden, dachte ich, dass die Resultate unbedeutend sein würden, da die Geopolitik in der Region so unermesslich wichtig ist. Doch die Grüne Bewegung rückte die Innenpolitik wieder in den Blickpunkt, und stellte damit der regionalen Geopolitik ein Bein. Die Islamische Republik konnte die Straßendemonstrationen der Grünen Bewegung einigermaßen, aber nicht die Grüne Bewegung als Ganzes unterdrücken, denn sie ist tief verwurzelt und basisdemokratisch, und sie wird sich auf die eine oder andere Art immer wieder manifestieren. Für mich sind ihre institutionellen Verankerungen in Arbeitergewerkschaften, Frauenrechts- und Studentenorganisationen relevant.

Welche Auswirkungen hatten die arabischen Aufstände auf Iran – auch im Hinblick auf die Geopolitik der Region?

Anhänger von Hamas und Hisbollah demonstrieren in Beirut 2010; Foto: dpa
"Was allen innerstaatlichen Tyranneien schadet, egal ob sie den USA freundlich gesinnt oder mit ihnen verfeindet sind, ist das Phänomen, das wir zurzeit beobachten: die sich wandelnde DNA der regionalen Geopolitik", sagt Dabashi.
Dabashi: Ich denke, dass diese demokratischen Aufstände auf die Ereignisse in Iran wie ein Katalysator gewirkt haben, insbesondere auf die geopolitische Schwächung der Islamischen Republik, insofern, dass die Islamische Republik zurzeit sowohl Feinde wie Ägypten, Tunesien und Jordanien als auch Alliierte wie Syrien verliert. Sollte Syrien durch die demokratischen Aufstände verloren werden, wird die Verbindung zwischen der Islamischen Republik und der Hisbollah gekappt. Die Verbindung zur Hamas ist bereits wackelig, wegen der Koalition zwischen Hamas und Fatah. Damit bringt auch die Tatsache, dass ihre Feinde – Israel, die USA und Saudi-Arabien – in Schwierigkeiten stecken, der Islamischen Republik keinen Nutzen. Was allen innerstaatlichen Tyranneien schadet, egal ob sie den USA freundlich gesinnt oder mit ihnen verfeindet sind, ist das Phänomen, das wir zurzeit beobachten: die sich wandelnde DNA der regionalen Geopolitik.

Wie können die revolutionären Aufstände ihre Ziele, nämlich Bürgerrechte und Demokratisierung vorantreiben?

Dabashi: Was die Kontinuität und den Erfolg dieser Bewegungen garantieren kann, ist Sorgfalt, Wachsamkeit und die Institutionalisierung der demokratischen Aufstände. Diese revolutionären Aufstände sind meiner Ansicht nach ergebnisoffen, und es ist gut, dass sie ergebnisoffen sind. Es ist gut, dass sie nicht damit beendet sind, dass eine Statue fällt und eine andere Flagge hochgezogen wird. In ihrer ergebnisoffenen Art fordern und produzieren sie basisdemokratische Institutionen, die für mich, wie ich immer wieder betone, definiert werden durch diese drei basisdemokratischen Bewegungen: Arbeiterbewegungen, die Arbeiter im Sinne ihrer Rechte auf Rente, soziale Dienste, Bildung, Gesundheit usw. schützen, indem sie Solidarität zwischen den Arbeitern begründen. Das gleiche gilt für die Rechte von Frauen und Studenten. Die Arbeiter- und Frauenrechte sollten nicht der Frage überlassen werden, ob eine islamistische oder anti-islamistische Ideologie sich etabliert und nach ihrem Gutdünken Arbeitern, Frauen und Studenten erlaubt, freiwillige Vereine zu gründen. Diese freiwilligen Vereinigungen müssen sich selbst bilden und schützen.

Welche Bedeutung hatten etablierte und neue Medien für die Aufstände und wie haben sich die Aufstände umgekehrt auf die Medien ausgewirkt?

Facebook-Stand auf dem Regierungsplatz in Tunis während der Proteste gegen die Regierung im Januar; Foto: dpa
"In demokratischen Gesellschaften müssten die Funktionsweise des Staatsapparats eigentlich transparent und das Leben des Bürgers privat sein. Daraus ist aber das genaue Gegenteil geworden: Das Leben des Bürgers ist Gegenstand von allen möglichen Formen Foucaultscher und nicht-Foucaultscher Überwachungen und der Staat handelt verdeckt", sagt Dabashi.
Dabashi: Zum Glück sind die etablierten Massenmedien – Presse, TV usw. – nicht länger alleinverantwortlich für die Schilderung der Ereignisse. Sie stecken in großen Problemen. Der Bedeutungsgewinn neuer Medien ging mit diesen demokratischen Aufständen einher, und in Folge dessen haben teilnehmende Beobachter – Studenten, Frauen und Arbeiter in Massendemonstrationen – die Darstellung der Ereignisse selbst übernommen. Bahman Jalali, ein sehr prominenter iranischer Fotograf, der letztes Jahr verstorben ist, und fast alle bekannten Fotos von der Revolution 1979 und dem Iran-Irak-Krieg gemacht hatte, sagte kurz vor seinem Tod, dass er nicht länger wisse, wie er die Revolten fotografieren soll, da das Volk sich nun selbst repräsentiert. Die Kamera selbst, die zitternde Hand des Demonstrierenden, während er oder sie wegrennt, ist eine wesentliche Komponente der Aufstände geworden. Es ist eine wesentliche Kraft geworden, nicht nur im Sinne der Selbstdarstellung, sondern auch im Sinne ihrer Verewigung.

Welche Folgen haben diese neuen Formen der medialen Darstellung für die Demokratie?

Dabashi: Wir sind nicht mehr der Großzügigkeit der New York Times, der BBC usw. ausgeliefert. Dies ist das Zeitalter von WikiLeaks. In demokratischen Gesellschaften müssten die Funktionsweise des Staatsapparats eigentlich transparent und das Leben des Bürgers privat sein. Daraus ist aber das genaue Gegenteil geworden: Das Leben des Bürgers ist Gegenstand von allen möglichen Formen Foucaultscher und nicht-Foucaultscher Überwachungen und der Staat handelt verdeckt. Die Macht von WikiLeaks ist, dass es die Umkehrung bewirkt hat. Jetzt können wir tatsächlich belauschen, wie die US-amerikanische Außenministerin und andere privat darüber sprechen, wie sie in andere Länder einmarschieren könnten. Für mich stellt dies eine fantastische Entwicklung hin zum Guten dar, zur Macht der einfachen Leute. Es zeigt, dass selbst in demokratischen Gesellschaften Demokratie zu einem einfachen Lippenbekenntnis verkommen ist.

Wie haben diese Entwicklungen das Bild des "Arabers", "Moslems" oder "Iraners" verändert?

Dabashi: Meiner Ansicht nach haben die demokratischen Aufstände in der arabischen und muslimischen Welt, aufgrund ihrer tatsächlichen demokratischen Natur, gezeigt, dass die Bezeichnungen "arabische" und "islamische Welt" obsolet sind. Wir benutzen diese Begriffe irrtümlicherweise. Jetzt erleben wir die Bedeutung der Demokratie neu, wir definieren ihre Idee neu und zeigen dies der Welt. Europäer und Nordamerikaner, die sich einmischen und versuchen, dies zu interpretieren, zu überinterpretieren oder zu manipulieren, sollten besser innehalten und erkennen, dass ein anderes Volk nun dabei ist, die Idee der Demokratie neu zu definieren.

Interview: Miriam Shabafrouz

Übersetzung aus dem Englischen: Miriam Shabafrouz

© Qantara.de 2011

Professor Hamid Dabashi (geb. 1951) lehrt Iranistik und Vergleichende Literaturwissenschaften an der Columbia University in New York.

"Leistung durch Leidenschaft" - wer Leistung durch Leiden schafft

(Mit freundlicher Genehmigung von www.attac.de)

Unter dem Motto "Schwarze Zahlen durch dunkle Geschäfte" haben
Aktivistinnen und Aktivisten des globalisierungskritischen Netzwerks
Attac bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank am heutigen Donnerstag
in Frankfurt am Main gegen die Geschäftspolitik des Instituts
protestiert. Die Globalisierungskritiker hielten über die Köpfe der
ankommenden Aktionäre Papp-Sprechblasen, auf denen Aussagen standen wie
"Ich finanziere Waffen und Kriege. Ich bin Deutsche-Bank-Aktionär", "Im
Krisenfall zahlst Du. Ich bin Deutsche-Bank-Aktionär" oder "Viele
Politiker sind Marionetten. Ich bin Deutsche-Bank-Aktionär". Auch im
Inneren der Halle sahen sich die Aktionäre mit dem Protest der
Globalisierungskritiker konfrontiert: Überraschend entrollten
Attac-Aktive zu Beginn der Rede von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann
Banner mit den Aufschriften "Deutsche Bank: Tödliche Gewinne" und
"Deutsche Bank: Sofort stilllegen!".

"Im Jahr drei nach der Lehman-Pleite ist die Deutsche Bank größer als
zuvor, ihre Macht ist ungebrochen, ihr Einfluss auf die Politik
ungeheuer. Keine Bank in Deutschland hat so viele Niederlassungen in
Schattenfinanzplätzen, keine andere macht so viele Geschäfte mit der
Atomindustrie, keine wettet so massiv auf Preissteigerungen von
Nahrungsmitteln", sagte Jutta Sundermann, Mitglied im
Attac-Koordinierungskreis und Initiatorin der Bankwechsel-Kampagne von
Attac.

Max Bank, ebenfalls vom Attac-Koordinierungskreis, ergänzte: "Die
Finanzkrise von 2008 ist inzwischen in die Schuldenkrise einiger
EU-Länder gemündet. Auch dort geht es im Kern immerzu um die Banken, die
ihre Vorteile sichern, während Millionen von Menschen das Nachsehen
haben. Wir sind gerade drauf und dran, das gemeinsame Europa den Banken
zum Fraß vorzuwerfen. Die Politik hat versagt."

Die Aktion war eingebettet in die beginnende Kampagne "Krötenwanderung
jetzt! Bank wechseln, Politik verändern!", mit der Attac die Bürgerinnen
und Bürger aufruft, Großbanken wie der Deutschen Bank – inklusive ihren
Töchtern wie der Postbank – den Rücken zu kehren und sich zugleich
politisch für eine strenge Regulierung des Bankensektors stark zu
machen. "Der Bankwechsel ist eine Abstimmung mit den Füßen, aber für uns
zugleich ein weiterer Schritt in der Auseinandersetzung. Als
Kontoinhaberinnen und -inhaber wechseln wir zu Banken, die stabil sind,
ethisch handeln und transparent wirtschaften", sagte Jutta Sundermann.
"Als Bürgerinnen und Bürger machen wir Druck auf Regierungen und zeigen
unsere Wut. Heute und morgen, nicht nur bei Hauptversammlungen!"

Escapism - the Christian way

"There's a New World Coming" by Fleming H. Revell Company, 1974, based on the book "There's a New World Coming" by Hal Lindsey, 1973, published by Vision House Publishers, Santa Ana, CA.