♫ Walter Andreas Schwarz: Im Wartesaal zum großen Glück

Es gibt einen Hafen, da fährt kaum ein Schiff.
Und wenn eines fährt, so in unbestimmte Fernen.
Und es kommt, wenn es ankommt, von sehr weit schon her.
Und einer steigt aus, und der kommt übers Meer
Mit gläserner Fracht von den Sternen.

Und man baute am Kai der Vergangenheit
Einen Saal mit Blick auf das Meer
Und mit Wänden aus Träumen gegen die Wirklichkeit,
Denn die liebte man nicht sehr.

Im Wartesaal zum großen Glück,
Da warten viele, viele Leute.
Die warten seit gestern auf das Glück von morgen
Und leben mit Wünschen von übermorgen
Und vergessen, es ist ja noch heute.
Ach... die armen, armen Leute.

Und sie blickten aufs Meer, und sie sah'n auch das Schiff,
Gerade als es abfuhr in unbestimmte Fernen,
Und sie jagten auf Träumen hinter ihm her
Und sah'n ihn nicht, wie er kam übers Meer
Mit gläserner Fracht von den Sternen.

Und er ging am Kai der Vergangenheit vorbei,
Und die im Saal, die ließ er einfach steh'n,
Ging grade aus in die Wirklichkeit,
Und da hat man ihn lächeln sehn.

Im Wartesaal zum großen Glück,
Da warten viele, viele Leute.
Die warten seit gestern auf das Glück von morgen
Und leben mit Wünschen von übermorgen
Und vergessen, es ist ja noch heute.
Ach... die armen, armen Leute.

Und es fuhren am Morgen die Fischer hinaus,
Und es glühte der Himmel bis in unbestimmte Fernen,
Und da kam er gegangen, und ihre Netze waren leer.
Doch da holte er für sie die Sonne aus dem Meer
Und trug sie empor zu den Sternen.

Und sie glänzte weit durch die Wirklichkeit,
Und es tanzten die Boote im Licht.
Nur im Saal am Kai der Vergangenheit,
Da sah man die Sonne nicht.

Im Wartesaal zum großen Glück,
Da warten viele, viele Leute.
Die warten seit gestern auf das Glück von morgen
Und leben mit Wünschen von übermorgen
Und vergessen, es ist ja noch heute.
Tja... die armen Leute.


Walter Andreas Schwarz, 1956.

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