Andreas Gryphius: Trotzdem

Komm, Pfand der Eintracht, komm, die grimmen Völker wüten
In rasend vollem Zank, die Kirche wird getrennt,
Und zwar von dieser Schar, die sich von Christo nennt,
Du findest nichts allhier, als ungebundne Sitten,
Ach wenn des Höchsten Herz von Menschen zu erbitten
Dass Er, der einig nur die Eintrachts-Mittel kennt,
Durch seines Geistes Glut, die nur bei Frieden brennt,
Wollt aller Menschen Sinn, weil du noch lebst, begüten.

Dieses Sonett schreibt Andreas Gryphius nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, und da es nicht nur das Fest Concordiae zum Anlass hat, sondern auch den Geburtstag seiner Tochter Maria Elisabeth, fährt er fort:

Ist's möglich, es gescheh: Bitt' aber ich zuviel,
So bleibe deinem Gott mit Eintracht doch verbunden,
Die lieblich' Einigkeit sei deiner Sinnen Ziel,
Es werd' in deinem Mund kein zornig Wort gefunden.
Erreichst du diesen Wunsch, so wirst du nicht nur mein:
Nein: sondern dreimal mehr, des Höchsten Tochter sein.
»Wenn es, in der Literatur, je einen Schriftsteller gegeben hat, der den Krieg, mitsamt seinem Gefolge, als Inbegriff menschlicher Heilsvergessenheit beschrieben hat: als Provokation des Zorns vom Himmel herab - dann ist es Andreas Gryphius gewesen.«
(Walter Jens: "Das Schwert in einen Pflug verkehrt." In: Jens, Walter / Küng, Hans: Dichtung und Religion. Pascal, Gryphius, Lessing, Hölderlin, Novalis, Kierkegaard, Dostojewski, Kafka. Kindler, München 1985. S. 63.)

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